Auf dem Rhein und an seinen Ufern gehen Sommerträume in Erfüllung. Die Schaffhauser Lebensader ist Natur-, Kultur und Naherholungsraum für Jung und Alt. Die einen suchen Ruhe und Erholung, andere Spass und Unterhaltung. Und obendrein liefert der Fluss auch noch Strom.
Text: Hansjörg Egger | Fotos: module+
Auf den Wellen zittert das Licht. Ein laues Lüftchen kräuselt die Wasseroberfläche. Linden, Weiden und Platanen links und rechts des Ufers zeichnen ein verschwommenes Spiegelbild. Unterhalb der Dalben, an denen Weidlinge friedlich in Zweierreihe vor sich hin dümpeln, lösen sich kleine und grössere Kringeln. Wassermassen strömen flussabwärts, drehen und überwerfen sich, bleiben auch mal stehen oder bewegen sich gegen den Strom. Die Weidlingfahrer können dieses Spiel der Strömungen lesen. Sie sind vertraut mit dem Rhein, kennen seine Gutmütigkeit, aber auch seine Flausen. Und sie machen sich den Fluss zu ihrem Verbündeten. Wenn sie, vorbei an einladenden Strandbeizchen, Glaceständen, Crêpes- und Frittenbuden, kunstfertig rheinaufwärts stacheln oder ihre Langboote an Seilen hochziehen, nutzen sie auch die Gegenströmung als Vorwärtskraft. Der Lohn dieses Stachelns und Abplagens ist ein entspannendes und vergnügliches Treiben lassen, mal nahe am Ufer, mal querab mitten im Rhein, wo der Fluss am schnellsten fliesst.
Neben Weidlingen schaukeln noch viele andere Objekte den Fluss hinunter. Den Flössern scheint alles recht zu sein, was sich irgendwie aufpusten lässt. Auf drallen Gummibooten, Palmeninseln, hingegossen auf Luftmatratzen oder festgeklammert an Krokodilen plempert eine ganze Menagerie daher. Es wird viel gelacht, gestupst und gewinkt. Vor allem, wenn ein Ausflugsboot wie die MS Schaffhausen mit ihrer fröhlichen Fracht rheinaufwärts schnauft und mächtige Wellen hinterlässt. Und zwischen all den aufblasbaren Unterlagen tauchen immer wieder bunte Badekappen, Sonnenhüte und rote Nacken auf, die an Badenudeln hängen oder in Schwimmreifs zappeln. Eine Szenerie, die selbst die Schwäne zum Staunen bringt. Doch wer ihnen zu nahe kommt, der wird bedrohlich angefaucht.
Lohn der Mühen mit dem Stachel ist eine vergnügliche Weidlingsfahrt flussabwärts und ein genüssliches Picknick.
Das klare Rheinwasser lockt zum Badeplausch. Und die Schwäne wissen sich zu wehren, wenn ihnen die Flusspiraten zu nahe kommen.
Der Rhein zwischen dem mittelalterlichen Stein am Rhein und dem tosenden Rheinfall ist ein einzigartiger Lebensraum für Mensch und Tier. Eine paradiesische Landschaft mit naturnahen Uferzonen, wo der Biber seine Burgen baut und seltene Wasservögel nisten. Erholungssuchende, Pärchen und Familien finden ruhige und verträumte Plätzchen, idyllische Winkel, Spielplätze und Grillstellen. Und im romantischen Park oder auf der eleganten Promenade mit den einladenden Gaststätten lässt sich wunderbar flanieren, spazieren und geniessen. Und da ist auch die 1870 erbaute denkmalgeschützte Rhybadi, ein beliebter und vielbesuchter Treffpunkt der Generationen. Hier haben die meisten Schaffhauser Mädchen und Buben schwimmen gelernt - am Anfang noch gesichert von den Eltern am «Gschtältli». Hier wird gechillt, gefläzt, geplanscht und gekrault. Und da lockt auch ein vielfältiges Kultur- und Unterhaltungsprogramm, vom Kurzfilm unterm Sternenhimmel, Yoga zum Sonnenaufgang bis zum Theaterspektakel und der Livemusik.
So einiges los ist auch im Rheinwasser selber. Da tummeln sich über zwanzig Fischarten, vom Alet, der Barbe, dem Hecht bis zum stattlichen Wels. Nicht allen Fischen gefällt das klimabedingt immer wärmer werdende Wasser. «Die Äsche zum Beispiel darf bis 2023 nicht mehr gefischt werden, da ihr Bestand 2018, als der Rhein bis 28 Grad warm wurde, stark zurückgegangen ist», sagt der Fischereiaufseher Patrick Wasen. Man ist jetzt daran, die Bestände wieder aufzubauen. Mit der Wasserqualität hat der Rückgang indes nichts zu tun. Denn das Rheinwasser hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. War es in den 1980er-Jahren noch sehr belastet und mussten sogar Badeverbote ausgesprochen werden, ergeben die Proben der Kantonslaboratorien heute einwandfreie Badequalität. Zu Trinkwasser wird das Wasser aus dem Rhein allerdings nicht aufbereitet. Das ist nicht nötig, denn in Schaffhausen gibt es genügend Quell- und Grundwasser.
«Auf drallen Gummibooten, Palmeninseln, hingegossen auf Luftmatratzen oder festgeklammert an Krokodilen plempert eine ganze Menagerie daher.»
Jede Tages- und Jahreszeit zaubert am Rhein eine einzigartige Stimmung herbei. Und nebst Betriebsamkeit findet man am Fluss auch Plätzchen der Ruhe und Entspannung.
«Mit dieser Energie könnte man 210 Jahre staubsaugen, 125 Jahre auf höchster Stufe kochen oder 12 Millionen Kilometer mit einem Elektroauto fahren.»
Hingegen produziert «Vater Rhein» jahrein jahraus eine Menge Strom. Das letzte Jahr war ein absolutes Spitzenjahr. Es floss nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Wasser den Rhein hinunter. Denn auch zu viel Wasser hemmt die Stromproduktion. Fliessen mehr als 500 Kubikmeter pro Sekunde, muss ein Teil der Wassermassen ungenutzt über das Wehr abgeleitet werden. Im Schnitt liefert das Schaffhauser Flusskraftwerk südlich der Stadt pro Jahr etwa 165 Gigawattstunden Strom. Mit dieser Energie könnte man 210 Jahre staubsaugen, 125 Jahre auf höchster Stufe kochen oder 12 Millionen Kilometer mit einem Elektroauto fahren. Das zeigt auf eindrückliche Weise: Der Rhein bietet nicht nur landschaftliche Reize und Freizeitvergnügen. Der Strom produziert auch Strom.
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