Landenhof

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Wild auf Hirschwurst

Zwischen 50 und 90 Damhirsche werden auf den Weiden der Familie Vogelsanger in Beggingen jeden Herbst geschossen. Bis es so weit ist, leben die Tiere auf 14 Hektaren Fläche, wo sie saftige Wiesen abgrasen. Die geschlachteten Tiere werden restlos und lokal verarbeitet.

Text: Ursina Storrer | Fotos: module+

Draussen dämmert es langsam, es ist kurz nach sieben Uhr. Eric Vogelsanger macht sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Mit ihm in der warmen Küche sitzen sein Bruder Lukas, bereits eine Tasse heissen Kaffee schlürfend, und die Eltern, Roland und Brigit Vogelsanger. Vielleicht schaue der Grossvater noch vorbei, meint Lukas zwischen zwei Schlucken. Die beiden Brüder haben viel von ihm gelernt, erzählen sie – beide sind mit der Damhirschzucht auf dem Familienhof aufgewachsen. «Es gab mal einen zahmen Hirschstier, auf dem konnte ich reiten, als wir noch klein waren» - erinnert sich Eric schmunzelnd. In der Zeit zwischen Juni und September, in der bereits neue Jungtiere zur Welt gebracht wurden und die allherbstliche Schiesssaison noch nicht vorüber ist, leben auf den vierzehn Hektaren Weidefläche bis zu dreihundert Damhirsche: Zu den Jungtieren kommen zwischen drei und vier Hirschstiere auf eine Mutterkuhherde von etwa 90 bis 100 Tieren.

Auf den vierzehn Hektaren Weideflächen leben bis zu dreihundert Damhirsche.

Jane wurde mit der Flasche grossgezogen, weil sie als Nachzüglerin im Sommer vor gut zwei Jahren nicht genug Milch kriegte. Zahm ist sie trotzdem nicht.

Den Kaffee ausgetrunken, warme Kleider und Gummistiefel montiert, stapfen Eric und Lukas Vogelsanger kaum zehn Minuten später auf der nassen Wiese herum: Fütterungszeit. Zwischendurch blitzt ein Sonnenstrahl zwischen den dicken Nebelschwaden hervor, nur um gleich wieder verschluckt zu werden. Wären da nicht die kleinen Kotkügelchen auf dem Boden, man würde nicht glauben, dass auf dieser Weide Tiere grasen. Lukas Vogelsanger setzt den Futterkessel ab, schaut sich kurz um und beginnt dann zu pfeifen – eine Art Lockruf. Und tatsächlich: Kaum eine Minute vergeht, da taucht aus dem Nebel eine Hirschkuh auf, hinter ihr nach und nach weitere Tiere, dabei auch ein Hirschstier mit prächtigem Geweih. «Das ist Jane», sagt Lukas leise und deutet auf die Hirschkuh, die nur etwa einen halben Meter von ihm entfernt Halt macht und etwas fragend ihren Kopf zur Seite neigt.

Ein Stück entfernt hinter dem Zaun erzählt Eric davon, wie sie Jane mit der Flasche grossgezogen haben, weil sie als Nachzüglerin im Sommer vor gut zwei Jahren nicht genug Milch kriegte. «Sie ist nicht zahm, einfach sehr vertraut mit uns. Die Hirsche bleiben Fluchttiere.» Das zeigt sich immer wieder. Ein ungewohntes Geräusch, und die Herde zerstreut sich. Doch der Kessel lockt sie immer wieder zurück zum hölzernen Unterstand. Für die Tiere gibt es nicht etwa angereichertes Kraftfutter, sondern neben dem Weidegras nur kräuterreiches Emd, Hafer und im Herbst Kastanien, welche Familien und Kinder auf den Hof bringen. Das Emd stammt von eigenen Wiesen, der Hafer vom Nachbarsbauern in Beggingen. Das so regional produzierte Fleisch ist für die Gastronomie vor allem auch deshalb besonders interessant: Dank der Gewährleistung eines konstanten und ausgewogenen Futterangebots kann eine durchgehend aussergewöhnliche Fleischqualität garantiert werden.

«Sie ist nicht zahm, einfach sehr vertraut mit uns. Die Hirsche bleiben Fluchttiere.»

 

Für die Tiere gibt es nicht etwa angereichertes Kraftfutter, sondern neben dem Weidegras nur kräuterreiches Emd, Hafer und im Herbst Kastanien, welche Familien und Kinder auf den Hof bringen. Das Emd stammt von eigenen Wiesen, der Hafer vom Nachbarsbauern in Beggingen.

«Der Schuss ist für mich viel konsequenter, viel weniger brutal, als Tiere massenweise zum Schlachthof zu schicken.»

 

Ob sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren könnten, dass die Tiere getötet werden, werden die beiden Brüder Vogelsanger immer wieder gefragt. «Der Schuss ist für mich viel konsequenter, viel weniger brutal, als Tiere massenweise zum Schlachthof zu schicken», erklärt Lukas. Die bewusste Entscheidung, im Herbst Jungtieren das Leben zu nehmen, bevor sie in die Brunft kommen, bildet das Ende eines Kreislaufs. «Die Tiere kommen hier zu Welt, grasen auf hiesiges Wissen, werden hier geschossen, geschlachtet und verarbeitet» - Eric Vogelsanger pflichtet seinem Bruder bei: «Ich hätte mehr Mühe mit intensiver Produktion».

Eine Mast, wie sie in der herkömmlichen Fleischproduktion üblich ist, wäre mit den Damhirschen weder möglich noch erwünscht: «Die Mägen der Tiere würden eine Mast nicht vertragen», erklärt Lukas, der gerade das Tor zur Weide schliesst. Dafür sind die nicht domestizierten Tiere auch robuster: Seuchen gibt es in der Herde keine. Auf dem Teller landen nicht einfach ein Hirschrücken und das Filetstuck: Die geschlachteten Tiere werden zu Hälften verkauft.



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Hinweis zum Gewehrbild: Lukas Vogelsanger befindet sich in der Jagdausbildung, das schiessen von Gehegewild ist ihm aber noch nicht erlaubt. Das Bild mit Gewehr in der Kanzel ist ein Symbolbild um dem Leser/der Leserin einen besseren Eindruck der Arbeit zu vermitteln.
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