Adi Brugger ist der Tausendsassa hinter «Stars in Town». Heute gehört das Festival zu den bedeutsamsten der Schweiz. Lokale und internationale Acts bringen Klangfarbe in die malerische Altstadt und machen sie weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt und beliebt.
Interview: Hansjörg Egger | Film und Fotos: moduleplus
Was war das absolute Highlight in den vergangenen zehn Jahren?
Wir haben jedes Jahr ein Highlight. Für mich sind das die über 600 freiwilligen Helferinnen und Helfer, die sich für Verpflegung, ein T-Shirt und die Nähe zu den Stars total ins Zeug legen. Natürlich gab es auch die musikalischen Glanzlichter. Zum Beispiel der kanadische Superstar Brian Adams, die Scorpions oder die Fantastischen Vier. Wir kriegen fast alles hin, auch wenn es nicht selbstverständlich ist, dass Weltstars nach Schaffhausen kommen.
Gabs auch Tiefschläge?
Und ob! Schon im ersten Jahr. Unser Headliner am Samstagabend, die Schottische Rockband Simple Minds blieb im Gotthardtunnel stecken. Unser Stadtpräsident, die Polizeikorps, alle halfen mit, die Band irgendwie doch noch ans Festival zu bringen. Mit Polizeieskorte traf sie schliesslich um Mitternacht ein und spielte mit fetten 100 Dezibel bis morgens um Zwei. Und es gab keine einzige Lärmreklamation! Eigentlich war das ein optimaler Startschuss. Wenn du das überlebst, überlebst du auch alles andere.
Adi Brugger: Festivaldirektor, Eventmanager, Gas(t)geber, Bundesratsenkel.
Show, Glamour und Sound ganz gross – i dä chliine Stadt! Mal werden Specials für Familien, mal für Frauen und auch mal für hartgesottene Jungs geboten.
Habt ihr ein Erfolgsrezept?
Ja, das ist unser Mix an populären Musikgenres. Von Pop, Rock, Hip Hop, Elektro bis Metal. Jeder Abend hat seine ureigene Stimmigkeit, die eine Zielgruppe anspricht. Mal sind es die Familien, mal die Frauen oder Leute, die auf die deutsche Popmusik oder Hardrock abfahren.
Ist das Festival auch eine Plattform für lokale Nachwuchstalente?
Ja, ganz wichtig. Wir haben dafür explizit eine zweite Bühne, die sogenannte Startrampe, wo Talente aus Schaffhausen, Winterthur, der Ostschweiz, aber auch Nachwuchsacts aus der übrigen Schweiz auftreten können.
Diese Startrampe steht auf dem Fronwagplatz. Was bedeutet einem Zürcher diese einmalige Location?
Für mich, der aus dem Zürcher Oberland zugewandert ist, wo die Ortschaften vorwiegend durchfahren werden, ist das im Vergleich einfach ein wahnsinnig schöner Platz, der eine Menge Lebensqualität ausstrahlt. Und natürlich auch der Herrenacker mit der Hauptbühne. Für mich einer der drei schönsten Grossplätze in der ganzen Schweiz. Man muss diesen wunderschönen Ort einfach bespielen. Einzig der Name «Herrenacker» widerspiegelt den Charme des Platzes nicht …
Wer ist das Publikum und woher kommen die Leute?
Über fünfzig Prozent aus der ganzen Schweiz und dem umliegenden Ausland. Ein grosser Teil kommt aus der Region. Anfangs waren die Schaffhauser noch etwas zurückhaltend. Heute ist das Festival ein fester Wert und die Bevölkerung ist stolz darauf. Unser Publikum ist gesittet und eher etwas älter, so ab 25. Denn so viele ganz junge haben wir hier gar nicht, wir sind keine Studentenstadt wie etwa Winterthur.
«Wir sind kein Gummistiefel-Festival, bei uns geht’s gesittet zu und her.»
Adrian Brugger, Festivaldirektor Stars in Town
Über 50 000 begeisterte Fans besuchen das mehrtägige City-Festival auf den historischen Plätzen und in den Gassen, die eine würdige Kulisse bilden.
«Also die Toten Hosen hätte ich schon gerne Mal in dieser City.»
Adrian Brugger, Festivaldirektor Stars in Town
Was unterscheidet euch von den grossen Openairs wie St. Gallen oder Gampel?
Wir sind ein City-Festival. Es wird nicht campiert und man steht nicht mit Gummistiefeln im Schlamm. Unsere Leute kommen schön gekleidet. Sie essen vor dem Konzert vielleicht noch etwas in einem Restaurant oder an unserem Street Food Festival. Und wer von auswärts kommt, bezieht ein Hotelzimmer und geht am nächsten Tag eventuell noch in die Stadt, an den Rhein und nimmt Schaffhausen noch von einer andern attraktiven Seite wahr.
Wie kam es überhaupt zu diesem Festival?
Der Kanton Schaffhausen suchte einen Leuchtturm, der über die Kantonsgrenze hinausstrahlt. Kultur und die wunderschöne Altstadt boten sich da idealerweise an. Und so trafen sich ein paar unternehmungslustige Leute einmal in der Woche zum Pizzaessen und entwickelten die Idee, die Stadt musikalisch zu inszenieren. Und heute darf man mit Fug und Recht sagen, zählt «Stars in Town» von den etwa 700 Festivals in der Schweiz zu den schönsten und sympathischsten.
Gibt es noch einen unerfüllten Traum?
Mein Traum ist derzeit mehr eine Hoffnung, nämlich dass wir nach Corona 2022 endlich in die Normalität zurückkehren und das Vertrauen des Publikums wieder gewinnen können. Betreffend Acts sind da schon noch offene Wünsche. Also die Toten Hosen, Lenny Kravitz, Sting oder Zucchero hätte ich schon gerne mal in dieser City. Aber da braucht es auch immer etwas Glück. Vieles muss stimmen, das Routing, das Timing, die Gage. Aber wir arbeiten daran und spannen mit andern Veranstaltern zusammen.
Weitere Informationen:
Webseite starsintown.ch